In den letzten zwei Jahren haben wir verschiedene Smart Home Steckdosen über einen längeren Zeitraum getestet. Diese Zwischenstecker lassen sich einfach zwischen die Steckdose an der Wand und das zu schaltende Gerät einstecken.
Vor der Anschaffung ist bei allen Modellen darauf zu achten, dass sich das zu schaltende Gerät überhaupt über einen Zwischenstecker schalten lässt. Dies ist nicht immer der Fall. Ein Gerät ist nur dann dazu geeignet über eine Smart Home Steckdose gesteuert zu werden, wenn im eingeschalteten Zustand der Stecker gezogen werden kann und sich das Gerät, sobald der Stecker wieder in die Steckdose gesteckt wird, im gewünschten Zustand befindet. Unsere Philips Secco Kaffeemaschine kann das zum Beispiel nicht (sie fällt immer in den AUS Zustand). Aus diesem Grund lässt sich auch das ein oder andere Szenario auf den Webseiten der Hersteller in der Praxis nicht immer realisieren.
Folgende SmartHome Steckdosen sind in unserem Test:
- AVM Fritz!DECT 200 – AVM Fritz Box Router erforderlich
- Belkin WeMo Switch
- RWE SmartHome Zwischenstecker (von eQ-3) – RWE SmartHome Zentrale erforderlich
- Telekom Smart Home Zwischenstecker (von eQ-3) – Telekom Smart Home Zentrale (Qivicon) erforderlich
- QGate Zwischenstecker
Voraussetzungen
In vielen Fällen ist für die Nutzung von Smart Home Geräten der Kauf einer Smart Home Zentrale erforderlich. Eine Ausnahme hiervon bildet die QGate und die Belkin WeMo. Beide lassen sich ohne den Kauf einer Zentrale vollständig nutzen, wobei für die WeMo ganz grundsätzlich WLAN Voraussetzung ist. Bei QGate übernimmt die Anbindung eine eingebaute Mobilfunkkarte.
Zur Nutzung einer AVM Fritz!DECT 200 wird ein Router der Firma AVM (Fritz Box) benötigt. In der Regel sind alle Fritz Boxen geeignet, an die auch ein Funktelefon angeschlossen werden kann. Aufgrund der relativ großen Verbreitung der Fritz Box verfügen somit bereits viele Haushalte über eine kleine „Smart Home Zentrale“. Die AVM DECT Telefone können als Fernsteuerung für die Fritz!DECT Steckdose genutzt werden.
Die Smart Home Zwischenstecker der Deutschen Telekom (Qivicon), von RWE SmartHome und von Loxone benötigen für die Nutzung aller Funktionen eine eigene Smart Home Zentrale. Da der von der Deutschen Telekom initiierte Standard Qivicon von mehreren Herstellern unterstützt wird ist die Steckdose der Deutschen Telekom auch mit den Zentralen von Miele und Vattenfall kompatibel.
Über Design lässt sich trefflich streiten, deshalb zunächst einmal die objektiven Pro- und Cons der verschiedenen Designs:
Objektiver Eindruck:
Nach zwei Jahren in einer „smarten“ Wohnung haben wir ganz grundsätzlich einen Schalter zum an- und ausschalten an der Smart Home Steckdose schätzen gelernt. Auch wenn i.d.R. ein automatisches Schaltprogramm (Zeit, Wetter, Bewegung etc.) oder das Schalten über eine App der Sinn und Zweck eines SmartHome Zwischensteckers ist, wird es viele Fälle geben, bei denen ein manueller Eingriff an der Steckdose sinnvoll ist. Dieser Schalter ist bei fast allen Steckdosen vorhanden. Bei der Smart Home Steckdose von Loxone ist der Schalter allerdings schon sehr klein und muss extra softwareseitig konfiguriert werden.
Beim QGate Zwischenstecker (immerhin 2012 mit einem Red DotDesign Award ausgezeichnet) fehlt er gänzlich.
Die Smart Home Steckdose des Deutsche Telekom Smart Home Systems, von RWE SmartHome und der Belkin WeMo fallen besonders durch ihre relativ großen Gehäuse auf. Hier sind die Fritz!DECT 200, Loxone und QGate deutlich unauffälliger und kleiner.
Bezüglich der Tiefe gibt es bis auf die QGate keine Unterschiede, die QGate ist deutlich flacher an der Wand als die anderen Geräte in unserem Vergleich.
Negativ ist die Größe aber besonders bei der Belkin WeMo Switch. Sofern zwei Zwischenstecker nebeneinander eingesteckt werden, ist diese einen Tick zu breit ist. Zwei Belkin können zwar nebeneinander eingesteckt werden, es ist aber ein gequetsche. Gutes Produkt Design sieht u.E. anders aus. Update: Der Nachfolger Belkin WeMo Insight Switch fällt etwas kleiner aus, womit das Problem gelöst sein dürfte.
Subjektiver Eindruck der Smart Home Steckdosen
Natürlich ist das Design eines Zwischensteckers für viele Kunden irrelevant. Insbesondere wenn die zu schaltende Steckdose hinter dem Sofa liegt. Für Kunden, die planen verschiedene Steckdosen bzw. Steckdosen an exponierter Stelle mit einem Smart Home Zwischenstecker zu versehen, dürfte dieser Aspekt doch eine gewisse Bedeutung haben.
Aus unserer Sicht sind die Steckdosen Belkin WeMo und QGate sehr gefällig. Die QGate als einzige schwarze Steckdose fällt durch einen LED beleuchteten Rand auf, der den Zustand signalisiert. Sie wirkt insgesamt sehr wertig. Die Belkin hat einen praktisch platzierten Schalter und ist aus hochwertigem Kunststoff gefertigt.
Die Zwischenstecker von RWE und Loxone sind zwar auch sehr hochwertig und gefällig gestaltet, allerdings hatten wir uns an dem grün der Loxone schnell satt gesehen und den bei RWE unten angebrachte Ein- und Ausschalter fanden wir weniger praktisch (allerdings lässt sich die RWE natürlich auch auf dem Kopf einstecken, sieht dann aber auch nicht so toll aus).
DieFritz DECT 200 ist vom ergonomischen Standpunkt ganz clever gestaltet, der billig wirkende Kunststoff und den aufdringlichen „Fritz“ Schriftzug ist u.E. gewöhnungsbedürft.
Das Schlusslicht in Punkto Produktanmutung bildet der Zwischenstecker des Telekom Smart Home Systems. Ihm sieht man das in die Jahre gekommene C64 Design an, da das Telekom System auf den Homematic Standard und deren Geräten aufbaut. Insbesondere wenn man sich vorstellt, dass so ein Gerät auch mal in einer sehr hochwertigen Gira Steckdose steckt, würden wir uns hier von den Herstellern mehr Liebe im Detail wünschen.
Die Smartphone Apps zu den Steckdosen
Alle Smart Home Steckdosen in unserem Vergleich lassen sich über iPhone, iPad und Android Phone oder Tablet manuell schalten. Die wenigsten Klicks sind dazu für die wemo von Belkin erforderlich, sofern die „Do Button App“ des „If this than that (IFTTT)“ service genutzt wird. Zwar ist das manuelle Schalten über das Mobiltelefon in vielen Fällen nicht der Haupteinsatz, da aber manuelles Eingreifen bei vielen Anordnungen relevant ist, halten wir diesen Aspekt dennoch für wichtig.
Bei den anderen Smart Home Zwischensteckern in unserem Test gestaltet sich das manuelle Schalten über Smartphone mehr oder minder aufwändig: Zunächst muss das Handy entsperrt, die App gestartet, je nach System der Raum ausgesucht und dann der Schaltvorgang gestartet werden. Hier hoffen wir, dass durch Apple HomeKit und die Nutzung der Sprachsteuerung Siri in Zukunft das Smarte Leben auch wirklich smart wird. Aber auch ohne HomeKit hat Philips mit seinen Hue Lampen jüngst gezeigt wie man mit einem Wisch von oben nach unten bei iOS und dem iPhone eine Lampe schaltet (aber eben nicht eine Schaltsteckdose)
Neben dem Schalten bieten die Apps von Belkin, QGate und Telekom Smart Home die Möglichkeit der Konfiguration. Bei RWE SmartHome, AVM Fritz und Loxone muss dies über einen PC erfolgen.
Gefallen haben uns die Apps für iOS von Belkin wemo, QGate, Loxone und Telekom Smart Home. Diese sind aufgeräumt und loggen sich sich schnell ein. Belkin scheint bezüglich der App am ausgereiftesten. QGate nimmt aufgrund seiner Sonderstellung als kombinierte SmartHome Zentrale und Steckdose eine Sonderrolle ein.
Das Schlusslicht bilden RWE SmartHome und AVM. RWE lässt schon seit geraumer Zeit auf ein Update warten, die die schwächen der App ausgleichen (wir beginnen aber die Hoffnung aufzugeben), AVM ist mit myFritz als nicht native App nicht auf der Höhe der Zeit.
Funktionen
Zum Standardprogramm gehört mittlerweile bei fast allen Steckdosen die Sonnenauf- und Sonnenuntergang- Steuerung, Steuerung nach Uhrzeit und Wochentag wie sie bei gewöhnlichen Zeitschaltuhren möglich ist und das Schalten aus der Ferne über Mobiltelefon.
Eine Verbrauchsmessung bietet die AVM Fritz DECT 200, Loxone, und QGate. Update: Belkin bietet die Verbrauchsmessung mit dem Nachfolger des WeMo Switch, dem Belkin WeMo Insight Switch.
Seltener lassen sich die Steckdosen nach Aufenthaltsort über die Mobiltelefonortung (z.B. bei Belkin) schalten.
Die Schaltmöglichkeiten der einzelnen Zwischenstecker unterscheiden sich deutlich und ändern sich i.d.R. kontinuierlich durch Softwareupdate oder neues Zubehör. Jeder Hersteller setzt unterschiedliche Schwerpunkte, weshalb wir empfehlen vor dem Kauf zu prüfen, ob sich der aktuell gewünschte Ablauf mit dem präferierten Produkt bereits abbilden lässt, bzw. welches Zubehör benötigt wird. Sofern Sie Fragen zu einem konkreten Schaltbeispiel haben, nutzen Sie einfach die Kommentarfunktion unten diesem Artikel für Ihre Frage.
Nicht in allen Anwendungsfällen relevant ist z.B. die Möglichkeit die Steckdose mit einem frei platzierbaren Schalter zu kombinieren. Diese Möglichkeit bieten aktuell die Smart Home Steckdosen von RWE, Telekom und Loxone. Alle diese Anbieter bieten auch optionale Fernbedienungen. Die Rolle der Fernbedienung übernehmen bei AVM die Funktelefone aus dem gleichen Haus.
Bemerkenswert in Bezug auf Weiterentwicklungsdynamik und Funktion scheinen aktuell Smart Home Steckdosen die auf Offenheit im Standard setzen wie z.B. Belkin durch die Integration in den „If this than that“ Service oder die Telekom Steckdose durch die integration in Qivicon.
Installation und Konfiguration
Wie bereits in unserem Review zum Loxone Gesamtsystem geschrieben ist Loxone eher für die Installation von einem Smart Home erfahrenen Elektriker geeignet (es wird auf jeden Fall ein Windows PC benötigt). Alle anderen Steckdosen und Systeme in unserem Vergleich können von Laien konfiguriert werden. Für AVM Fritz!DECT und RWE SmartHome ist ein PC oder Apple Mac erforderlich. Belkin, Telekom und QGate sind über Mobiltelefon oder Tablet konfigurierbar.
Sicherheit und Überwachung
Wie alle SmartHome Geräte bieten auch Smart Home Steckdosen Möglichkeiten zur Überwachung. Diese unterscheiden sich je nach Umfang der eingebauten Sensoren. Insofern ist beim Kauf der Sitz des Herstellers (aufgrund der unterschiedlichen Datenschutzvorschriften) relevant.
Hier eine Übersicht:
- Fritz!DECT 200 von AVM (Berlin, Deutschland)
- wemo von Belkin (Playa Vista, CA, Vereinigte Staaten von Amerika)
- Loxone (Kollerschlag, Österreich)
- Deutsche Telekom SmartHome – Hersteller der Steckdose ist eQ-3 (Leer, Deutschland)
- RWE SmartHome – Hersteller der Steckdose ist eQ-3 (Leer, Deutschland)
- QGate – (Wien, Österreich)
Fazit
Insgesamt haben alle Smart Home Steckdosen in unserem Vergleich Stärken und Schwächen, die je nach Einsatzzweck mehr oder weniger relevant sind. Für Kunden, die nur eine smarte Steckdose suchen, dürfte der Belkin WeMo Switch (Update: bzw. der Belkin WeMo Insight Switch) das Produkt der Wahl sein, insbesondere wenn Datenschutz eine untergeordnete Rolle spielt. Die Integration in den If this than that service bietet sehr viele Schaltmöglichkeiten.
AVM FRITZ!DECT 200 ist gut geeignet, sofern die Steuerung und Konfiguration über die App eine untergeordnete Rolle spielt, keine außergewöhnlichen Schaltabläufe genutzt werden sollen und vor allem bereits eine Fritz!Box als Router vorhanden ist. Darüber hinaus gehört die Berliner Firma AVM, deren Routern sich in vielen Deutschen Haushalten befinden, sicherlich zu den renommierteren Anbietern wenn es um Datenschutz und Sicherheit geht.
Wird eine gesamte Smart Home Lösung gesucht sind neben der Steckdose noch viele weitere Aspekte relevant. Die Steckdosen selbst gaben bei allen Systemen letztlich keinen Grund ein System nicht zu wählen. Für die Auswahl des geeigneten Systems empfehlen wir unsere Online Analyse.
Die QGate spielt in unserem Vergleich eine Sonderrolle, sie ist die teuerste Steckdose im Test, bietet aber dafür einen sehr großen Funktionsumfang und einen eingebauten Mobilfunk Empfänger. Dieser macht die QGate besonders für das Gartenhaus ohne WLAN interessant.
Danke für den umfassenden und vor allem neutralen Test der Smart Home Steckdosen. Genau danach habe ich gesucht und werde es jetzt (da FritzBox vorhanden) erst einmal mit der Fritz Dect 200 versuchen.
Ich besitze die Steckdose von Belkin, die sieht gut aus und funktioniert klasse. Kann ich jedem weiter empfehlen.